Grün 8 am Tegernsee
Direkt am Tegernsee liegt der GC Bad Wiessee
Tegernseer Tal

Das bayerische Paradies

Im Himmel (auf Erden) gibt es auch Golfplätze. Zum Beweis muss man nur an den schönen  Tegernsee fahren. Abseits der Wochenendstaus warten am Alpenrand entspannte Tage und Grüns vor herrlicher Kulisse.

Es sind nur ein paar Schritte. Vom Grün der siebten Bahn durch ein kleines Waldstück zum Abschlag der 8. Und es ist jedes Mal die pure Vorfreude. Steht man auf dem Tee, liegt ein breites, strahlend grünes Fairway vor einem, eingerahmt von alten, mächtigen Bäumen. Nach dem Drive kommt linker Hand Schritt für Schritt der Tegernsee ins Blickfeld. Leicht kräuselt sich an schönen Sommertagen die tiefblaue Wasserfläche, und der Wind bläht die weißen Segel der Boote. Eingerahmt wird das Postkartenmotiv von den Hausbergen Neureuth, Riederstein und dem imposanten Wallberg. Man muss auf dem Grün innehalten und diese Stimmung aufsaugen. Dann geht einem das Herz auf.

Luftbild Tegernseer GC
Ein Blick von oben auf den Tegernseer GC Bad Wiessee

Der Platz des Tegernseer GC oberhalb von Bad Wiessee lebt von diesen Augenblicken. Und von diesem gewissen Parkland-Feeling, das man auf Deutschlands wunderbaren, alten Golfplätzen empfindet. Der TGC ist ein Traditionsclub und hat, wie man sich denken kann, prominente Mitglieder. Von Bogner bis Burda, um mal zwei der bekannteren zu nennen. Auch Philipp Lahm spielt hier, weil er in Tegernsee wohnt, und das Ski-Ass Viktoria Rebensburg, weil das Tal ihre Heimat ist. Doch die Namhaften und die Geldigen vom Tal machen kein großes Aufheben. Im Clubhaus geht es eher leger zu.

Gut, ja, mitunter schwirrt schon mal ein Hauch von Hautevolee durch das Anwesen. Doch die Zeiten der legendären High-Society-Partys hier und unten am See, in Rottach-Egern, sind längst passé. Fotos mit Gunter Sachs und Co. hängen als Andenken an das Lebensgefühl von früher im Treppenhaus. Parade-Playboy Sachs hatte dem Clubhaus seinerzeit ein Stüberl spendiert, das nach seiner Frau Mirja benannt ist. Fünf Jahre vor seinem Tod hat er sich eine Villa am See in Abwinkl gekauft und dort noch viele schöne Tage verbracht.

Ein Club als zweite Heimat

Das Ambiente des alten Bauernhofs passt zum Tegernseer Tal und ist die ideale Heimat für den TGC. Der Ausdruck ist bewusst gewählt, denn für viele Mitglieder ist der Rohbognerhof eine Art zweite Heimat. Man trifft sich auf eine Runde oder zum Essen im Lokal und erfährt so „nebenbei“ die neuesten Neuigkeiten vom Tal. Dabei sitzt man unprätentiös an schlichten Holztischen im Freien und lässt sich die Spezialität des Hauses, Fleischpflanzerl mit Pfefferrahmsoße und Bratkartoffeln, schmecken. Dazu gehört – natürlich! – ein Helles vom Herzoglich Bayerischen Brauhaus Tegernsee.

Die Brauerei ist zu einem Teil im Tegernseer Schloss, einem ehemaligen Benediktiner-Kloster, untergebracht, und das Bier, das „Tegernseer Hell“, ist Kult, das kennt man auch in Berliner Bars. Nebenan residiert seit 1675 das weithin bekannte Herzogliche Bräustüberl, eine Gasthaus-Ikone. Eine Tür weiter, die berühmte Barockkirche. Die beiden Glockentürme überragen das mächtige Schlossensemble, das direkt am Seeufer liegt. Vis-à-vis findet an einem Juliwochenende im sogenannten Schmetterlingsgarten das Waldfest der Tegernseer Vereine statt. So wie in jeder Talgemeinde zwischen Juni und August Waldfeste über die Bühne gehen. Trachten, Tanz, „Musi“, viel Bier, Hendl, Steckerlfisch, abends Schnaps-Bar und Disco für die Jungen und Junggebliebenen – gelebtes Brauchtum in Kombination mit Party-Volk.

Nicht jedermanns Sache, wie überhaupt das Tegernseer Tal gerne mal polarisiert. Der Spiegel spöttelte einmal von einem „Tiroler-Schweizer-bayerischen Disneyland, in dem russische Manager Immobilien bar bezahlen und arabische Familien die Sommerfrische suchen“. Und die Münchner Abendzeitung findet, „am Tegernsee sterben die Wirtshäuser nicht, weil zu wenig Gäste kommen. Sie machen dicht, weil mit Immobilien längst weit mehr zu verdienen ist“. Wohl wahr, und so freut man sich über jede Traditionswirtschaft, die erhalten bleibt. Wie etwa Gut Kaltenbrunn, ein ebenso bekanntes wie großes Ausflugslokal mit der zweifellos schönsten Lage am ganzen See, das der Münchner Feinkost-Gastronom Michael Käfer nach einer langen Renovierungsphase als Betreiber übernommen hat – ein echtes Sahnestück am Tegernsee.

Ein schönes Stück Alpengolf

Die facettenreiche Story um das alte Gut Kaltenbrunn würde hier den Rahmen sprengen. Nur eine der vielen Anekdoten sei erlaubt: Ein reicher Russe soll einst am Kauf interessiert gewesen sein. Weil er den nahe gelegenen Golf & Country Club Margarethenhof gleich mit »einsacken« wollte, soll es sogar die Idee eines Tunnels zwischen Gutshof und Golfanlage gegeben haben. Dies ist eine der vielen »Gschichtln«, die im Tal gerne mal kursieren. Inzwischen ist der neue Eigentümer vom Margarethenhof in Tiroler Besitz. Der Anwalt, Unternehmer und Hotelier Dr. Christian Harisch aus Kitzbühel soll rund 75 Millionen Euro in das malerische Kleinod auf 900 Metern Höhe bei Waakirchen-Marienstein investiert haben. Neben dem Platz wurde auch das Hotel komplett renoviert. Zudem entstand neben dem Margarethenhof ein großes, hochmodernes Gesundheitszentrum mit 70 Zimmern und Suiten und Behandlungsbereich mit eigenem Ärzte-Team sowie einem Badehaus mit Salzwasser-Indoor-Pool. Die Terrasse und die Feinheiten aus der Küche vom Margarethenhof sind auf jeden Fall die Reise wert, und das Re-Design des Golfplatzes ist ein schönes Stück Alpengolf geworden, mit herrlichem Bergblick als Dreingabe. Eine andere Perspektive auf die Berge, vom Karwendel bis zum Wendelstein, liefert Golf Valley bei Holzkirchen, in der Mitte zwischen München und dem Tal gelegen. Die 36-Löcher-Anlage liegt im Vergleich zu den beiden Plätzen am Tegernsee im „Flachland“ und bietet eine sehr sportliche Alternative zu den Bergplätzen vom Tegernsee.

Und wenn die Freizeit mal nicht mit Golf verbracht werden soll: Wandern Sie mal zu den Berggasthöfen im Tal wie Neureuth (ca. 60 Min.) oder Auer Alm (ca. 90 Min.), es muss ja nicht gleich der Wallberg sein (1.722 m, auf den führt eine Gondelbahn). Oder gehen Sie baden: Der See hat Trinkwasserqualität, verdient allerdings den Ausdruck „Sommerfrische“, geht selten über 21 Grad. Exklusives Badevergnügen gibt’s in der Fährhütte 14, mit schicken Badeliegen am Strand und Bootsanlegeplatz. Das Restaurant mit gehobener Küche ist empfehlenswert (faehrhuette14.de). Schwimmen in Kombination mit Schwitzen geht in der Seesauna in Tegernsee – mit Sauna-Schiff (monte-mare.de). Und »Schifferlfahren« gehört ohnehin zum Pflichtprogramm, mit Rund- oder Erlebnisfahrten auf dem See (seenschifffahrt.de/tegernsee).

© Intermag Publishing/Michael Möser