Reichmannsdorf
Reichmannsdorf
Ein Hauch von feudaler Vergangenheit

Golf-Adel verpflichtet

Grüns und Fairways mit Schlossblick, im Schlosspark oder auf aristokratischem Grund und Boden sind eine besondere Pointe der bayerischen Golflandschaft.

Dass einige Adelsgeschlechter sich mit einem eigenen Golfplatz schmücken, hat freilich nichts Elitäres an sich; die Anlagen und Clubs freuen sich selbstverständlich auch über Golfer ohne blaues Blut.

Am Anfang war kein Golfplatz weit und breit, aber die Aristokratie weiß sich zu helfen. Schon Ende des 19. Jahrhunderts ist man Europäer genug, um sich an der französischen Mittelmeerküste zu verlustieren. Und so kommen die Damen und Herren von Thurn und Taxis in Cannes mit dem Golfsport in Berührung. In heimischen Landen braucht man dann natürlich einen eigenen, wenn auch improvisierten Platz, der freilich außerhalb Bayerns beim Sommerschloss Taxis im württembergischen Heidenheim liegt. Erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts erreicht das Golfspiel dann die bayerischen Besitztümer: Das feudale Jagdschloss Thiergarten bei Donaustauf dient als Kristallisationspunkt und als herrschaftlich-stilvolles Clubhaus für den Golf- und Land-Club Regensburg. Das Fürstenhaus hält großzügig seine schützende Hand über die Clubgründung, und einige der Herrschaften schwingen auch selbst den Schläger.

Golf- und Landclub Regensburg
Ehemaliges Jagdschloss, heutiges Clubhaus des Golf- und Landclub Regensburg
Wittelsbacher Golfclub Rohrenfeld-Neuburg
Wittelsbacher Golfclub Rohrenfeld-Neuburg

Das bayerische Königshaus der Wittelsbacher tritt nicht durch frühes Golfspielen in Erscheinung, ist aber vor dem Ersten Weltkrieg durch königliches Wohlwollen und nach dem Krieg durch den Wittelsbacher Ausgleichsfonds an den Clubgründungen in München, Bad Kissingen und Feldafing beteiligt. Diese eher bescheidene Golftradition wird jedoch aufgewogen durch die neuere Geschichte des Wittelsbacher Golfclubs in Rohrenfeld-Neuburg. Auf dem Gelände des ehemaligen königlichen Gestüts baut der Ausgleichsfonds 1986 eine Golfanlage, und ein Nachfahre des letzten bayerischen Königs gibt sich nicht nur als leidenschaftlicher Golfer zu erkennen, sondern fungiert auch als Präsident des 1988 gegründeten Clubs. Das Clubhaus ist zwar ein Neubau, orientiert sich aber im Baustil an den benachbarten Gutsgebäuden.

Golfgeschichte im Schlosspark

Der mit alten Eichen und Linden bestandene, prachtvolle Parkland-Platz schreibt schon kurz nach seiner Eröffnung ein Stück deutsche Golfgeschichte, denn hier finden in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts acht Mal in Folge die Internationalen Amateur-Meisterschaften von Deutschland der Damen und Herren statt. 1997 feiert Martina Eberl in Neuburg einen bayerischen Heimsieg; Herbert Forster aus St. Eurach im selben Jahr sowie 1998 Tobias Dier vom Nürnberger Golfclub am Reichswald tragen sich ebenfalls in die Siegerliste ein. Der ganz große Coup bleibt dem aristokratischen Club allerdings versagt. Zwar wird der Wittelsbacher Golfclub als deutscher Bewerber für die Austragung des Ryder Cups 2018 ins internationale Rennen geschickt, und auf dem Gelände des Ausgleichsfonds plant Architekt Thomas Himmel zusammen mit Bernhard Langer dafür einen spektakulären Meisterschaftsplatz. Doch das Gespann „Wittelsbach-Bayern-Deutschland“ muss sich letztendlich dem französischen Konkurrenten geschlagen geben.

Abschlag in Eurach
Abschlag in Eurach

Nicht überall sind aristokratische Besitztümer und Golfgeschichte so eng miteinander verwoben wie in Neuburg und Thiergarten, und doch kann Bayern mit einer in Deutschland einmaligen Dichte herrschaftlicher Golfplätze und Clubhäuser aufwarten, die rund um Schlösser oder Gutshöfe in die reizvolle bayerische Landschaft eingebettet sind. Nicht in jedem Fall verraten die Clubnamen den adligen Eigentümer, aber auf den Plätzen spürt man allemal den Hauch von feudaler Vergangenheit. Ein Schloss, ein Schlösschen, ein Schlossgarten oder ein feudaler Gutshof ist meist in Sichtweite oder dient sogar als Clubhaus. Mancherorts kann der Golfer auch stilvoll im Schlosshotel übernachten und sich nach der Golfrunde, wie zum Beispiel in Schloss Reichmannsdorf, in üppiger Barock- und Rokoko-Pracht in eine andere Zeit zurückversetzen. Kein Wunder also, dass einige dieser herrschaftlichen Golfanlagen zu den Leading Golf Courses of Germany gehören.