Fäsla Bamberg
Das Fäsla in Bamberg
Bier in Oberfranken

Hier braut sich was zusammen

Eine besonders süffige Art, eine bayerische Region kennen zu lernen, bietet sich in Oberfranken. Hier kann man in unzähligen kleinen Brauereien das Bier der Wahl kosten – und parallel die eine oder andere Runde Golf drehen.

Der kleine Mann mit den grauen Haaren steht hinterm Tresen und zapft ein frisches Bier. Was auch sonst, mitten in Oberfranken? Schließlich hat die Region die höchste Brauereidichte der Welt. Konrad Messingschlager ist der Chef des Clubhauslokals im GC Fränkische Schweiz und war in seinem ersten Leben Hühnerzüchter. Das Geschäft lief schlecht in den 70er Jahren, also sattelte er um - und wurde Golf-Pro. Dann planierte er auf seinem Grund in dem Weiler Kanndorf bei Ebermannstadt mit dem Traktor drei Spielbahnen. Das führte, man schrieb das Jahr 1974, unweigerlich zur Gründung des Golfclubs Fränkische Schweiz. Bald entstanden drei weitere Bahnen, Anfang der 80er Jahre hatte der Platz schon neun Löcher, und die zweiten Neun kamen unter Mithilfe eines Architekten 1987 hinzu. Inzwischen führt Messingschlager sein drittes Leben als Gastronom und Pensionsbetreiber. 17 Zimmer bietet der Familienbetrieb an, sogar selbstgebrannte Schnäpsen und Likören kommen aus der hauseigenen Brennerei.

Knapp ein Dutzend Häuser zählt die 47-Seelen-Gemeinde Kanndorf heute. Und jeder hat irgendwie mit Golf zu tun. Sei es als Mitgrundstückseigner des Platzes oder als Greenkeeper. Die Spielbahnen laufen teilweise mitten durchs Dorf, und auf der Runde überquert man schon mal die (einzige) Straße oder die Obstgärten. Und weil sich die Anlage so prächtig in die Landschaft einfügt, bekam sie - als erste in Deutschland! - das Prädikat „umweltgerechter Golfplatz“ verliehen. Wer diesen kennt, mag die Deutung der Einheimischen teilen, er stelle die Fränkische Schweiz im Miniaturformat dar: leicht hügelig, mit Wald und Wiesen, Feldern und Apfelbäumen. Auch wenn der Begriff „ländliches Idyll“ oft strapaziert wird, hier passt er.

Für dein Wohlsein rat ich dir, trinke Kathis Lagerbier

„Für dein Wohlsein rat ich dir, trinke Kathis Lagerbier“, verkünden, nur ein paar Minuten von Kanndorf entfernt, die Bierfilzln im Kathi-Bräu. Der Brauereigasthof mit Biergarten ist ein beliebtes Ausflugsziel - weil das Bier schmeckt, der Preis stimmt und wegen der Atmosphäre: ungeschminkt, natürlich, ehrlich. Im übertragenen Sinn sind dies auch die Argumente für eine Entdeckungsreise ins Dreieck Bayreuth-Bamberg-Coburg. Hinzu kommen natürlich die zehn Golfplätze, die alle im Radius von höchstens 60 Kilometern liegen. Gut die Hälfte davon kann im bayernweiten Vergleich in der oberen Liga mithalten. Bis auf Tambach (GC Coburg) liegen die Clubs von Thurnau (GC Oberfranken), Pottenstein (GC Pottenstein-Weidenloh), Breitengüßbach (GC Bamberg) und Kanndorf (GC Fränkische Schweiz) in oder am Rande des Naturparks Fränkische Schweiz. Industrie oder Verkehrslärm gibt es nicht. Und die Plätze - auch Tambach - wurden behutsam in die Landschaft integriert.

Tradition mit Tonkrug

Die Topographie ist mehr (GC Bamberg) oder weniger (GC Pottenstein) hügelig, Wald und Weidegras sind typisch, Wasser ist meist auf Biotope oder Gräben beschränkt. Die Karstböden im Fränkischen Jura leiten von Natur aus das Regenwasser schnell ab, und die unterschiedlichen Grassorten gedeihen alle prächtig. Die Grüns könnten hie und da etwas schneller sein, aber sie liegen nicht unterm bayerischen Durchschnitt. Die Clubhäuser sind meist einfach gehalten, bieten aber alles Notwendige. Hervorzuheben ist das Exemplar vom GC Oberfranken in Thurnau, für das sogar ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben war. Die Greenfees liegen zwischen 45 und 60 Euro, wofür man andernorts gerade mal eine halbe Runde spielen darf. Und Abschlagzeiten sind in Oberfranken ein Fremdwort.

Das sind zusammengefasst auch die Gründe, warum auf den Parkplätzen der oberfränkischen Clubs immer mal wieder Autos mit Münchner Kennzeichen auftauchen. In Ruhe, ohne Rummel und Gedränge, ein paar Golfrunden drehen, danach eine ehrliche Portion der fränkischen Küche für relativ kleines Geld, und dazu eines der berühmten Biere genießen - was will man mehr?

Golf in Oberfranken - Golf soweit das Auge reicht

Apropos Bier: Wer etwas darüber lernen will, muss nach Bamberg, zum Beispiel in den Brauereigasthof Mahr's Bräu von 1670. Dort schiebt ein Stammgast seinen Halbekrug in eine Art Durchreiche und stößt einen seltsamen Laut von sich: »Ein U!«. Keine 20 Sekunden später bekommt er sein Seidl mit einem frisch vom Fass gezapften, ungespundeten und ungefilterten, also naturtrüben, Bier zurück. Die alte Brauerei hat mittlerweile Kultcharakter und sorgt auch über die regionalen Grenzen hinaus für Furore: Beim Meiningers Internationalen Craft Beer Award 2017 etwa gab´s zweimal Gold und zweimal Silber für die Biere vom Mahr´s Bräu.

Bamberg

10

Brauereien finden sich in der Stadt. Im Landkreis sind es etwa 70.

In Bamberg selbst gibt es zehn, im Landkreis Bamberg knapp 70 Brauereien. In ganz Oberfranken sollen es über 200 sein. Wie erwähnt: Weltrekord! Sein persönliches Lieblingsbier zu finden, kann hier zur Lebensaufgabe werden. Probieren sollte man in der Altstadt von Bamberg wenigstens das „Aecht Schlenkerla Rauchbier“. Seine Ausschankstätte in der Dominikanerstraße ist eine Institution wie das Hofbräuhaus in München. Und wer den schönsten Blick auf das als Weltkulturerbe von der Unesco geschützte Bamberg genießen will, muss in den Biergarten des Greifenglau auf dem Kaulberg.

Tradition und Natur im Einklang - Geranien, Fachwerk und Schmiedekunst

Die Bamberger selbst fahren der guten Küche wegen gerne ein paar Kilometer aus der Stadt nach Memmelsdorf, zum Brauereigasthof Drei Kronen mit seinen Spezialitäten: „Stöffla“, „Hefe-Pils“ und „Lager“. Im Hinterhaus, neben dem steinalten Ziegelbau der Brauerei, gibt es sogar Gästezimmer, für müde Golfer ideal - zum GC Bamberg in Breitengüßbach sind es Luftlinie sechs Kilometer. Mancher Spieler ist froh, wenn er nach der Runde dort nicht mehr weit zum Hotel oder zur Pension hat. Der wohl anspruchsvollste Platz Oberfrankens ist wegen seiner steilen Anstiege und hängenden Fairways »gefürchtet«.

Drei Drive-Längen vom Drei Kronen weg steht das sehenswerte Schloss Seehof, mit dem großen Schlosspark und den markanten Skulpturen des Neptunbrunnens. Überhaupt ist Oberfranken reich gesegnet mit Kulturschätzen: der Bamberger Dom, das Alte Rathaus, Kloster Banz, die berühmte Barockkirche Vierzehnheiligen, Schloss Pommersfelden, Burg Pottenstein, die Wallfahrtskirche in Gößweinstein, der Rathausplatz in Forchheim, die Schlösser von Bayreuth, die Eremitage, das Markgräfliche Opernhaus oder das Festspielhaus, um nur die wichtigsten aufzuzählen.

Wer übrigens zur „Wagnerzeit“, von Mitte Juli bis Ende August, nach Bayreuth und Umgebung reist, sollte rechtzeitig Zimmer reservieren. Die Stadt ist dann voll von Festspielgästen, darunter auch immer mehr, die vormittags eine Runde Golf spielen und nachmittags in die Oper gehen. Am Abend, nach der Vorstellung, zieht es dann immer ein paar Wagnerianer in die Bayreuther Altstadt - auf ein Bier oder zwei. Zum Beispiel ins urig-rustikale Wolffenzacher oder ins Oskar, dem Szenetreff der Stadt. An der langen Bar, im überdachten Wintergarten oder in den kleinen, gemütlichen Wirtsstuben brummt's - und hier trifft Jeans auf Frack. Die Jugend steht zur Festspielzeit Rücken an Rücken mit älteren Herrschaften im Anzug oder Abendkleid - aber was soll's, Hauptsache aus den Zapfhähnen rauscht nur so das frische „Oskar Hell“ oder das würzige „Dampfbier“.

© Intermag Publishing/Michael Möser