Text: Tobias Hennecke Bilder: Tobias Hennecke, Titelbild: Steven Zeh Photography
Wolfgang Pauritsch über das Golfen im Allgäu, das Leben als Auktionator – und warum man auch mal die Bohrmaschine zücken muss

„Ich brauche Publikum – auf der Bühne wie beim Abschlag“

Wenn Wolfgang Pauritsch den Schläger schwingt, schaut er nicht auf die nächste Rarität. Dann zählt nur der Ball – und vielleicht noch das leise Rascheln der Allgäuer Wiesen. „Golf ist für mich Ausgleich, Konzentration – und manchmal sogar Bühne“, sagt der TV-bekannte Auktionator aus Bares für Rares und grinst verschmitzt. „Das Schöne ist bei mir: Ich spiele tatsächlich besser, wenn mir Leute zuschauen.“

Ein Satz, der hängen bleibt – und viel über den Mann verrät, der sonst Kunstobjekte im zweistelligen Millionenbereich versteigert. „Ich brauche das Publikum. Ich chippe deutlich besser, wenn drei Leute auf mich schauen. Das ist keine Eitelkeit – das ist einfach Gewohnheit.“ Über 30 Jahre im Rampenlicht hinterlassen Spuren. „Manche werden nervös, wenn ihnen jemand zusieht. Bei mir ist es genau andersrum.“

Vom Schlosser zum Starauktionator

Dass er sich einmal zum bekanntesten Auktionator im deutschsprachigen Fernsehen entwickeln würde, war nicht abzusehen. Wolfgang Pauritsch wuchs in einfachen Verhältnissen bei seinen Großeltern auf – das Klo draußen, das Geld knapp. „Aber ich habe nichts vermisst“, sagt er heute. „Wenn man wenig hat, lernt man später, das Gute richtig zu schätzen.“

Nach der Schlosserlehre geht er zum österreichischen Bundesheer. Eine prägende Zeit: „Davor war ich eine ziemliche Flasche“, sagt er lachend. „Erst dort habe ich Disziplin gelernt. Und gemerkt, dass man mit Zuhören oft weiterkommt als mit lauter Klappe.“

Der Weg zum Auktionator führt über München – mehr Zufall als Karriereplan. Doch bald wächst der Wunsch nach einem eigenen Geschäft in den Bergen. Er schaut sich in Berchtesgaden und Starnberg um, bleibt aber in Oberstaufen hängen. „Nur ein paar Kilometer bis Österreich, tolle Leute, eine Gegend wie aus dem Bilderbuch. Und hier machen die Menschen Urlaub – das spürt man. Die sind entspannter als in der Stadt.“

Allgäuer Wurzeln mit Zukunft

Pauritsch erinnert sich gut an das Jahr 1992, als er zum ersten Mal durch die Straßen Oberstaufens spazierte. An den legendären Rolex-Händler Hollfelder. An offene Gespräche und freundliche Blicke. „Ich habe damals gespürt: Hier bleibe ich. Und ich habe es bis heute keinen Tag bereut. Wenn man es so lange aushält wie ich, darf man sogar mal mit an den Stammtisch.“

Diese innere Ruhe, die er im Allgäu fand, begleitet ihn bis heute – auch bei Millionen-Auktionen. 2022 verhilft er der teuersten Kamera der Welt zum Zuschlag: 14,4 Millionen Euro. Weltrekord. „Man darf da nicht nervös werden. Auch nicht, wenn der Betrag schon bei sechs Millionen liegt. Humor hilft.“

Wie entspannt Pauritsch wirklich ist, zeigt sich im Gespräch: Die Tür geht auf, ein Bekannter kommt herein. Ohne Umschweife ruft Pauritsch: „Du, ich hätte fünf Uhren zum Verkaufen. Willst du sie sehen oder nicht?“ Ein kurzer Blick, ein Lächeln – ein echter Moment. So ist er: präsent, direkt, mit einem kleinen Augenzwinkern.

Gastgeber mit Handschlagqualität

Wer Wolfgang Pauritsch besucht, bekommt nicht nur Golf-Tipps. Er liebt es, seine Wahlheimat zu zeigen. „Den Hochgrat muss man gesehen haben – rauf mit der Bahn, runter zu Fuß. Dann ins frisch renovierte Aquaria-Bad. Und wenn’s sich ausgeht: rüber zu den Bregenzer Festspielen. Das sind nur 60 Minuten von hier.“

Auch die Schrothkur hat er im Blick – wenn auch vorerst aus sicherer Entfernung. „Ich höre viel Gutes – ich bin aber noch zu fit. Kommt vielleicht, wenn ich mal älter bin“, sagt er und lacht.

Seine Bodenständigkeit hat er sich trotz aller Erfolge bewahrt. „Ich habe mal einer älteren Dame angeboten, ihr das Bild nach Hause zu bringen und aufzuhängen – mit Bohrmaschine und allem. Das hat sie nicht vergessen.“ Seine Vergangenheit als Handwerker hilft: „Alles, was man im Leben lernt, kann irgendwann nützlich sein.“

Auch im Golf übrigens. Denn neben der Strategie liebt er die schönen Details: alte Schläger aus Holz, Ledertaschen, Hickory-Turniere. „Ich habe schon einige Vintage-Bags versteigert. Die sind nicht nur Deko – die erzählen Geschichten.“

Golf mit Perspektive

Die Golfleidenschaft begleitet ihn schon lange. Im Umkreis von 50 Kilometern liegen gleich zwölf Plätze – für ihn ein Geschenk. „Ich glaube, das gibt’s so nur hier.“ Wenn es die Zeit erlaubt, geht er selbst gerne auf die Runde. „Leider viel zu selten“, sagt er. „Aber wenn ich in Pulheim bei Köln drehe, wohne ich im Golfhotel. Da geht sich vor dem Dreh manchmal eine schnelle Neun aus – oder danach.“

Seine Platzreife hat Pauritsch in Buflings gemacht – vor rund 20 Jahren. „Und das ist kein einfacher Ort, um einzusteigen“, sagt er. Steile Lagen, blinde Schläge, unebene Standpositionen. „Man muss improvisieren, oft sieht man das Ziel nicht. Wer hier Golf lernt, kann überall spielen.“

Für ihn ist Golf mehr als Sport. Es ist Strategie. Konzentration. Persönliches Wachstum. „Man muss sich einschätzen – wie weit komme ich, was traue ich mir zu. Wie beim Auktionieren.“ Und, fügt er hinzu: ein Rückzugsort. „Ich rede beruflich so viel. Auf dem Platz genieße ich das Schweigen.“