Der Niederbayer, sagt man, ist zurückhaltend. Und ganz schön liberal. Wer nicht will, muss nicht. Der Niederbayer ist auch friedliebend. Ein Mensch, der mehr zum Melancholischen neigt als zum Cholerischen. Das mag für den einen oder anderen möglicherweise nach gähnender Langeweile im – geografisch gesehen – letzten Winkel Deutschlands klingen. Es ist aber auf der anderen Seite auch die Charaktereigenschaft, die den Niederbayern zu einem ausgezeichneten Gastgeber macht. Das sind sie im Herzen Europas zweifellos. Weil Niederbayern eben ihre Heimat lieben, deren Vorzüge schätzen. Nah an Großstädten wie München und Regensburg, nah an Tschechien und Österreich. Und letztlich aber immer noch weit genug davon entfernt, um die eigene Identität und heimische Traditionen zu wahren.
Vielfältige Angebote
Die Region bietet mit ihrer Vielfalt gute Voraussetzungen für Urlauber. Vom Bayerischen Wald im Norden über das Donautal bis zum Bayerischen Golf- und Thermenland rund um die Kur- und Heilbäder Griesbach und Füssing. Touristen-Hochburg ist Passau. Die Stadt, in der Donau, Inn und Ilz an der Ortsspitze zusammenfließen. Die Stadt, deren Schicksal untrennbar mit diesen drei Flüssen verbunden ist. Zu Hochwasserzeiten soll es in der Universitätsstadt sogar vorkommen, dass Studenten zum Staatsexamen am Prüfungstag mit dem Boot zu Hause abgeholt werden. Doch Passau hat deutlich mehr zu bieten als den Flut-Tourismus. In Sachen Kultur und Freizeit kann die Kleinstadt, in der rund 50.000 Einwohner leben, locker mit den Großen mithalten. Dank der Orgel im Stephansdom zum Beispiel, mit 17.974 Pfeifen und 233 Register die größte Kirchenorgel der Welt. Dank der Kaffeehauskultur und der etwa 130 Kneipen und Restaurants in den schmalen Gassen der Stadt. Und dank der so oft zitierten Donaudampfschifffahrtsgesellschaft. Die Wanderer zieht es in die Gegend, Radfahrer sowieso. Sie sind mittlerweile in Massen entlang der Donau unterwegs. Im Passauer Land wurden im vergangenen Jahr fast 4,7 Millionen Übernachtungen verzeichnet.
Wie viele in die Region kommen, um dort Golf zu spielen, wird (noch) nicht extra erfasst. Klar ist aber: Das Passauer Land hat sich in den vergangenen Jahren zu einem lohnenswerten Golf-Reiseziel gemausert. Zieht man um die Stadt einen Radius von 50 Kilometer, erreicht man in maximal einer Stunde Fahrzeit mit dem Auto 20 Golfanlagen. Damit, heißt es seitens der Tourist-Information, könne man mit der größten Golfplatzdichte der Bundesrepublik aufwarten. Ein mächtiges Pfund, mit dem die Passauer da wuchern dürfen. Eingeschlossen sind dabei freilich auch die Plätze im benachbarten Oberösterreich, gleich hinter der Grenze. Aushängeschild ist aber das Hartl-Resort in Bad Griesbach, Europas größtes Golf-Resort. Auf einer Fläche von 4,76 Millionen Quadratkilometern, umgerechnet etwa 952 Fußballfelder, gibt es dort fünf 18-Loch-Meisterschaftsplätze, drei 9-Loch-Anlagen, eine 6-Loch-Übungsanlage und sogar einen Kindergolfplatz mit sechs Bahnen. Die sportliche Herausforderung in Bad Griesbach ist groß, die Abwechslung ebenso. 279 Bunker sind auf den Plätzen des Resorts verteilt, dazu gibt es 39 Teiche und fast 70.000 Bäume und Sträucher. Für die anspruchsvollsten Kurse zeichnen Deutschlands Golf-Ikone Bernhard Langer und der renommierte Architekt Kurt Rossknecht verantwortlich. Wer hier Urlaub macht, bleibt in der Regel länger. Denn durch Kooperationen mit Hotels und Gutshöfen bekommen Gäste auf den Golfanlagen Rabatte.
Heimatverbunden
Aber auch die anderen umliegenden Golfplätze haben ihren Reiz. Der GC Sagmühle ist der erste Golfplatz, der im Golf El Dorado Bad Griesbach zu bespielen war und ist nur 2 km entfernt vom Kurgebiet. Der Panorama-Golfplatz in Fürstenzell zum Beispiel ist Deutschlands erste Anlage, die nach den Prinzipien des fernöstlichen Feng-Shui gebaut wurde. Eine weitere Besonderheit findet man in Bad Birnbach, etwa 25 Kilometer südwestlich. Dort ist die Golfanlage, die malerisch oberhalb des Orts liegt, in Gemeindebesitz. Auf den Grüns wächst das Festuca-Gras, das auch auf dem legendären Old-Course in St. Andrews verwendet wird. Der nördlichste Platz ist der des Golfclubs am Nationalpark Bayerischer Wald. Eine Anlage, die geprägt ist der urwüchsigen Landschaft des ersten deutschen Nationalparks. Wildtiere und Vögel aller Art finden ihr Zuhause auf der Anlage. Spielbahnen und Löcher sind nach ihnen benannt. Und auch im Donau Golfclub Passau-Raßbach geht es hinweg über fischreiche Bachläufe und Weiher, hindurch zwischen Laub- und Nadelwäldern. Natur- und heimatverbunden wie der Niederbayer eben einfach ist.
Text: Stephan Schöttl