Golfclub Olching
Golfclub Olching
Golf in der Metropolregion

Münchner Greens

Die bayerische Landeshauptstadt wirbt mit einer Vielzahl an touristischen Attraktionen. Golf gehört bislang nicht dazu. Warum eigentlich?

Bei einer Würdigung der bayerischen Sehenswürdigkeiten und touristischen Attraktionen München herauszustellen, ist nicht sonderlich originell, aber Pflicht. Denn die Landeshauptstadt verzeichnet mit jährlich mehr als 14 Millionen Übernachtungen bei etwa halb so vielen Gästen fast 40 Prozent des bayerischen Tourismus-Volumens, Tendenz jährlich steigend. Dabei steht München nicht nur bei Fernreisenden wie US-Amerikanern, Chinesen und Bewohnern der Arabischen Halbinsel ganz oben in der Gunst der Reiseziele, sondern vor allem bei deutschsprachigen Gästen. Vor allem Deutsche, gefolgt von Österreichern und Schweizer, stellen mehr als die Hälfte aller Besucher und wählen München gerne als Ziel für ein verlängertes Wochenende oder als Zwischenstopp auf der Durchreise.

BMG Golfpromotion im Englischen Garten
BMG Golfpromotion im Englischen Garten

Die Weltstadt mit Herz ist also immer eine Reise wert und Gründe hierfür gibt es zuhauf. Es würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, wollte man allen Sehenswürdigkeiten, Prachtbauten, Museen, Kultur- und Freizeitangeboten im Detail gerecht werden. Nur so viel: Ob Glockenspiel, Viktualienmarkt, Residenz, Schloss Nymphenburg, Maximilianstraße, Olympiapark, Englischer Garten, Deutsches Museum, BMW-Welt oder Allianz-Arena, um nur die Klassiker touristischer Hotspots zu nennen – Münchens Verlockungen sind groß. Dazu zählt auch das Umland mit seinem üppigen Sport- und Freizeitangebot. Man kann vor den Toren Münchens herrlich wandern, Bergsteigen, radeln, segeln und natürlich auch Golf spielen. Allerdings scheint der grüne Sport, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, keine große Rolle zu spielen. Sieht man einmal von den BMW International Open ab, die durch die Präsenz internationaler Golfstars im Zweijahresrhythmus ein kurzes Schlaglicht auf München als Turnierstandort werfen, oder das eine oder andere Wohltätigkeitsgolfturnier, das den Weg in die Klatschspalten des Boulevards findet.

Als golftouristisches Ziel jedenfalls hat sich das große München bislang eher klein gemacht. Was wahrscheinlich weniger daran liegt, dass das Angebot im strengeren Sinn sehr überschaubar ist, hat die Landeshauptstadt doch nur zwei Neun-Löcher-Plätze, nämlich den des privaten Münchner Golf Clubs in Thalkirchen und die öffentlichen Spielbahnen in und um die Galopprennbahn von München-Riem, innerhalb ihrer Stadtgrenzen aufzuweisen. Da geht es München wie vielen anderen Großstädten und so denkt die hiesige Szene auch weit über die Stadtgrenzen hinaus. Was sich beispielsweise daran ablesen lässt, dass der „Münchner Kreis“, ein Interessenverbund von Golfanlagen, im Norden bis nach Neuburg an der Donau, im Osten nach Landshut und im Süden an den Tegernsee beziehungsweise Garmisch-Partenkirchen reicht, also nicht unbeträchtliche Teile Oberbayerns abdeckt. Fairerweise muss man hinzufügen, dass es den Gründern dieser Vereinigung nicht darum ging, ihren Zuständigkeitsbereich möglichst weit auszudehnen, sondern die Gründungsidee, sich unter der Woche gegenseitig vergünstigte Greenfees einzuräumen, um das gegenseitige Kennenlernen zu forcieren, mit der Zeit so viel Charme entwickelte, dass immer mehr Clubs hinzustießen.

Plätze

26

Im Raum München finden sich 26 Plätze auf 23 Anlagen.

Doch trotz einiger überregionaler Ausreißer liefern die Golfanlagen des Münchner Kreises wichtige Anhaltspunkte, um die Münchner Golfszene zu charakterisieren. Da wäre zum einen die Anzahl der Plätze: Dem Verein gehören 23 Anlagen mit 26 Plätzen an, und auch wenn natürlich nicht jeder in Frage kommende Club zu der Vereinigung gehört, so stimmt doch das große Bild. Je nachdem, wie groß man mit dem Zirkel den Kreis um Münchens Stadtmitte zieht, kommt man auf zwei, maximal drei Dutzend Anlagen, die man innerhalb einer Stunde Fahrtzeit erreichen kann. Da wäre zum zweiten die Entstehung: Die meisten Anlagen des „Münchner Kreises“ wurden Ende der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre gegründet, als Golf in vielen Teilen Deutschlands und auch rund um München einen Boom erlebte. Da sind, zum dritten, die Standorte: Gebaut wurden sie größtenteils im „Speckgürtel“ der Stadt, also in jenen zahlreichen, wirtschaftlich vom Zuzug prosperierenden Landkreisgemeinden, die durch den Anschluss an das Schnellbahnsystem das Einzugsgebiet der Großstadt formen, die immer weiter ins Umland hinaus wuchert.

Und da ist, viertens, die Topographie: Weil diese Landstriche weitgehend stark landwirtschaftlich geprägt sind, ähneln sich auch die Geländestrukturen vieler Golfplätze, die auf umgewidmeten Ackerflächen entstanden. Das Gelände ist meist eben, nachträglich gepflanzte Bäume, Bunker, künstliche Wasserhindernisse und Biotope, die den Vorschriften der Naturschützer Tribut zollen, aber vor allem viel Rough abseits der Spielbahnen machen den spieltechnischen Reiz der Plätze aus, individuell definiert durch die Handschriften von Designern wie Rossknecht und Harradine, die viele dieser Kurse bauten. Und auch wenn die meisten der damals gepflanzten Bäume und Sträucher heute stattliche Größe angenommen haben und viele der ehemaligen Äcker in kleine Landschaftsparks verwandelt wurden, dominiert doch aufgrund der flachen Gelände in der Regel der sportliche über den landschaftlichen Reiz.

Golfpark München Aschheim
Golfpark München Aschheim

Bestes Beispiel hierfür ist im Norden der Golf Club München Eichenried mit seinen 27 Löchern, der durch die Austragung der BMW International Open zur bekanntesten Golfanlage im Großraum München aufstieg. Infrastruktur, Platzdesign und Pflegezustand der Championship-Golfanlage, die durch die mit der Austragung des European Tour Turniers einher gehenden Ansprüche über die Jahre ständig weiter entwickelt und verbessert wurde, mögen nicht repräsentativ für andere Anlagen im Großraum München sein, wohl aber der Charakter des Golfplatzes: vom Landschaftserlebnis her eher Hausmannskost, aber sportlich anspruchsvoll und höchst abwechslungsreich. Gleiches gilt im Grundsatz für die beiden anderen Schauplätze von Profiturnieren, den Golfpark Gut Häusern im Dachauer Hinterland bei Markt Indersdorf und den Golf Club Wörthsee im Südwesten, wo jeweils einige Jahre die Ladies German Open ausgetragen wurden, beides Golfanlagen auf ehemaligen Feldern mit gehobenem sportlichem Standard und ebensolchem Anspruch. Es trifft aber auch auf Anlagen zu wie Münchner Golf Eschenried mit seinen 45 Löchern am westlichen Stadtrand, den davon nicht weit entfernten Golf Clubs Olching mit 18, Rottbach mit 27 und Odelzhausen mit 18 Löchern oder die beiden 18-Löcher-Golfanlagen in Aschheim am östlichen Stadtrand, Greenhill Golf und Golfpark Aschheim.

Golfpark Gut Häusern
Golfpark Gut Häusern

Wer bayerische Idylle mit der dazu passenden Kulisse sucht, muss die Stadt nach Süden hin verlassen, wo die Münchner Schotterebene langsam in die Hügellandschaft der Voralpen übergeht und die Szenerie gelegentlich so kitschig wird wie man sie aus TV-Serien wie etwa den Rosenheim Cops kennt. Entlang der A95 nach Garmisch etwa finden sich dann landschaftliche Golfschmankerl wie die Golfclubs Riedhof, Beuerberg oder St. Eurach, die alten Baumbestand mit Postkartenidylle so schön kombinieren, dass auch schlecht gespielte Runden zum Genuss werden. Wer am Starnberger Kreuz die Abzweigung zum See hin nimmt, kann mit dem direkt am See gelegenen Golf Club Feldafing einen der schönsten Parkland-Kurse Deutschlands spielen. Und nach der Runde schnell ins Wasser hüpfen, um sein Mütchen abzukühlen, wenn der Score nicht wie gewünscht ausgefallen ist, was leicht vorkommt auf dem schwierigen Platz mit dem vielen Baumbestand und tricky Grüns. In der Nähe befinden sich mit Gut Rieden und dem Golf Club Starnberg zwei weitere ansprechende 18-Löcher-Anlagen.

Golfclub Feldafing am Starnberger See
Golfclub Feldafing am Starnberger See
St. Eurach Land- & Golfclub
St. Eurach Land- & Golfclub

Weiter südöstlich in Richtung A 8 nach Salzburg liegen der Golfclub Egmating, eine gepflegte 18-Löcher-Anlage mit leicht hügeligen Fairways und schönem Panorama, und der Münchner Golf Club in der Vorortgemeinde Straßlach, Bayerns ältester Golf Club und einer der stattlichsten. 27 Löcher umfasst die im Parkland-Stil gestaltete Anlage, die 2006 durch den international bekannten amerikanischen Golfplatz-Architekten Perry O. Dye neu gestaltet wurde. Gegründet wurde der Münchner Golf Club bereits 1910, als sich eine Handvoll Golfenthusiasten bayerischer, englischer und amerikanischer Herkunft zusammen taten. Gespielt wurde damals auf 9 Löchern im Stadtteil Freimann, in den Kriegszeiten wurde das Gelände annektiert, 1950 fand man ein neues Domizil im südlichen Stadtteil Thalkirchen nahe Isar und Tierpark. Die neun Löcher, nur etwa fünf Kilometer Luftlinie vom Marienplatz entfernt und damit so etwas wie die City-Dependance des Münchner Golf Clubs, sind ein echtes Kleinod mit waschechten Münchner Greens.

Golfclub Schloss Egmating
Golfclub Schloss Egmating
Thalkirchen - Münchener Golf Club
Thalkirchen - Münchener Golf Club
Fairwaybunker in Thalkirchen - Münchener Golf Club
Fairwaybunker in Thalkirchen - Münchener Golf Club