Architektonisches-Highlight: Das Buchheim Museum
Buchheim Museum

Phantasie ist wichtiger als Wissen

Das Buchheim-Museum in Bernried am Starnberger See vereint nicht nur Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik der Expressionisten unter einem Dach, sondern auch Volks- und Völkerkundliches wie Kult- und Gebrauchsgegenstände aus Afrika und Asien, Arbeiten von Autodidakten und Kunsthandwerk aus aller Welt. Das Buchheim Museum ist ein Erlebnis, das alle Sinne anspricht.

Das Buchheim-Museum liegt nördlich von Bernried im Höhenrieder Park, direkt am Ufer des Starnberger Sees. Ein Spaziergang durch den Park ist ein einzigartiger Natur- und Kunstgenuss. Alte Baumgruppen, verwunschene Teiche, Pagoden, Skulpturen und andere Kunstwerke säumen den Weg vom Besucherparkplatz zum Museumsgebäude. Bei schönem Wetter kann man bis zur Alpenkette blicken.

Das Museumskonzept vereint vier Sammlungen unter einem Dach: Im Zentrum steht die berühmte Expressionistensammlung mit Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphiken. Das Museum ist aber auch Völkerkundemuseum und volkskundliche Sammlung.

Die „Nebensammlungen“ umfassen Kunsthandwerk aus aller Welt, Volkskunst, Kultgegenstände aus Afrika und anderen Ländern.

Schließlich zeigt das Museum auch Werke des Künstlers Lothar-Günther Buchheim. Wechselnde Ausstellungen ergänzen die Lebendigkeit des Museums.

Architekt Günter Behnisch hat für die Buchheimschen Sammlungen eine mehrgliedrige und abwechslungsreiche Architektur geschaffen, die die außergewöhnliche Vielfalt der Kunstwerke widerspiegelt. Der langgestreckte, zum Teil in den Hang hineingebaute Baukörper endet in einem zwölf Meter über dem See schwebenden Steg.

Markante Museums-Architektur
Günter Behnisch hat das Museum entworfen.

LEBENDIGES MUSEUM

Die Grafik der Brücke-Maler wird drei Mal im Jahr ausgewechselt. Sonderausstellungen im Grafikkabinett mit Arbeiten von Künstlern der klassischen Moderne wie zum Beispiel von Picasso, Léger, Miró, Chagall und Rouault, zu ethnologischen Themen oder anderen Werkgruppen der Buchheimschen Sammlungen stellen immer neue Bereiche der außergewöhnlich reichen und vielfältigen Sammlungen vor. Dazu kommen Veranstaltungsblocks mit Konzerten, Lesungen, Schauspiel, Filmvorführungen, Vorträgen und der Möglichkeit für Kinder und Erwachsene, in der „Museumswerkstatt“ einzelne Techniken selber zu erproben. Das Buchheim Museum ist das Museum eines Malers und Künstlers. Die von Buchheim auf breiter Basis konzipierte Zusammenschau mischt sich kaleidoskopartig zu immer neuen Bildern. Irritationen korrumpieren eingefahrene Sehgewohnheiten, entkräften gängige Kategorien und machen den Blick frei für eine neue Sicht der Dinge. Angeregt vom Maler Buchheim, der das Staunen vor den Wundern der Natur und den Werken, die der Mensch allerorten – kraft seiner Phantasie – hervorzubringen vermag, nicht verlernt hat und sie überall und immer wieder aufs Neue zu feiern versteht: „Die Feste fürs Auge“. So wird hier in vielerlei Hinsicht zusammengeführt – oder besser: wieder zusammengeführt – was durch die oft übertrieben analytische Sichtweise unserer Zeit getrennt war: Museum und Natur; Naturschönes und Kunstschönes; so genannte hohe Kunst und so genannte Volkskunst. Gerade in der Volkskunst Afrikas und Polynesiens sind ja wichtige Wurzeln des Expressionismus zu erblicken, die durch die gemeinsame Ausstellung augenfällig werden. Diese Wurzeln sichtbar zu machen, bisher „Übersehenes“ ins Blickfeld und ins Bewusstsein zu rücken sowie beim Besucher die Bereitschaft zur Entdeckung anderer und neuer Sichtweisen zu wecken, ist ein Kernanliegen des Museums der Phantasie.

Und auch die Art und Weise, wie dies geschehen soll, unterscheidet sich nicht wenig von anderenorts verfolgten Ansätzen, die oft auf belehrend wirkender Wissensvermittlung beruhen. Diesen konventionellen Konzepten stellt das Museum der Phantasie ein unmittelbares Wahrnehmen „durch das Auge“ entgegen, wodurch der Besucher „zum Sehen gebracht“ werden soll.

Alexey Jawlensky: Lopf
Alexey Jawlensky: Lopf
Otto Dix: Tanzpaar
Otto Dix: Tanzpaar
Ernst Heckel: Der schlafende Pechstein
Ernst Heckel: Der schlafende Pechstein

Interview mit Lothar-Günther Buchheim: "Das werde ich auch bekommen"

Im Jahre 1985 gab Lothar-Günther Buchheim dem deutschen Magazin Playboy ein Interview, das unveröffentlicht blieb. Lesen Sie hier Auszüge daraus.

Sie sind Kunstsammler, Maler, Schriftsteller, Journalist ... welche Berufsbezeichnung ist Ihnen die liebste?

Oh Gott 

 

Darf ich Sie bei den Genies einordnen?

Ich weise das immer leicht von mir, weil ich es ablehne, aus schöpferischer Begabung Arroganz abzuleiten.

 

Das überrascht mich.

Also, das wollen wir klären. Es gibt eine Arroganz nach außen und eine nach innen. Die nach außen werde ich als Artist auf eine Weise verteidigen, dass es nur so kracht. Für mich sind alle Menschen, die nicht künstlerisch tätig sind, Nieten. Nur vor mir selber ist es wieder anders. Ich gehöre nicht zu denen, die so sehr an sich glauben. Ich habe unendliche Skrupel. Aber die zeige ich nicht. Die Ängste zu verbergen, habe ich schon früh lernen müssen.

 

Welche Ängste?

Das war eine Folge von tausend Ängsten. Die Pubertät ist doch etwas ganz Schreckliches. Die meisten verdrängen das, oder sie lügen. Für mich war zum Beispiel das Internat etwas absolut Grauenhaftes. Wenn ich dort durch die Gänge ging, hatte ich das Gefühl, die Furien sind hinter mir her.

 

Sie sammeln nicht nur Bilder.

Nein, aber ein künstlerischer Aspekt muss schon dabei sein. Ich sammle keine Bierdeckel und keine Briefmarken. Hinter Ihnen steht zum Beispiel eine sehr kostbare Sammlung chinesischer RollenbiIder. Bei mir kann es Ihnen passieren, dass Sie irgendwo hinfassen, schon haben Sie 100.000 Mark in der Hand. 

 

Sind Sie geizig?

Ja, bin ich. Geiz ist was Herrliches. Sollte nach diesem Interview eine von meinen dreitausend Glaskugeln fehlen, gäbe es großen Ärger.

 

Sie wünschen sich ein Buchheim-Museum.

Ja, und das werde ich auch bekommen.

INFO-KASTEN LOTHAR-GÜNTHER BUCHHEIM

Lothar-Günther Buchheim (* 6. Februar 1918 in Weimar; † 22. Februar 2007 in Starnberg) war ein deutscher Maler, Fotograf, Verleger, Kunstbuch- und Romanautor, Filmemacher, Sammler und Gründer des „Buchheim-Museums der Phantasie“. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb er zahlreiche Bücher über seine Erfahrungen bei der Marine. Auf seinen Erlebnissen als Besatzungsmitglied des VII-C-Bootes U 96 beruht sein wohl bekanntestes Buch „Das Boot“ von 1973.

 

 

Universal-Künstler und Sammler: Lothar-Günther Buchheim