Auch Füssen selbst hat mit dem Hohen Schloß eine tolle Burg zu bieten.
Regionen-Spezial Augsburg

Verstecktes Kleinod am Bayerischen Rand

Sie liegt höher als alle anderen Städte in Bayern, ist mittelalterliches Juwel, attraktiver Kneippkurort, Ausgangspunkt für Wanderungen und Schlössertouren: Füssen, Wohnsitz von fast 16.000 Menschen und touristisches Ziel von jährlich mehr als einer Million Menschen.

Das hohe Schloss

Ohnehin verschmelzen alt und neu. Schlendert man heute hinter der Stadtmauer durch die mittelalterlichen Gassen, spürt und sieht man die Geschichte des kreativen Ortes. Und hoch darüber – man muss also gar nicht bis zu Ludwigs Neuschwanstein fahren – thront Füssens eigene Residenz: das Hohe Schloss, auch eine Touristenattraktion.

 

Die romantische Seele Bayerns“, schreibt die Stadt Füssen auf ihre Homepage. Dick aufgetragen? Gar nicht. Wer in seiner Nachbarschaft genau das Schloss stehen hat, das weltweit zum Inbegriff des Romantischen geworden ist, darf derlei Behauptung berechtigt als Slogan einsetzen. Schloss Neuschwanstein, der Prunkbau vom märchenhaften König Ludwig II., drückt sich ein paar Autominuten entfernt spektakulär aus dem Berg. 1,4 Millionen Menschen kommen jedes Jahr, um das weiße Architekturwunder zu besichtigen, 6.000 sind es pro Tag. „Der Punkt“, so schrieb der König über den Ort seines Schlosses „ist einer der schönsten, die zu finden sind, heilig und unnahbar.“ Und dabei wird oft der Reiz des benachbarten Schlosses Hohenschwangau übersehen, in dem Ludwig II. mit seinem Bruder Otto die meiste Zeit seiner Kindheit verbrachte.

Barock am Lech

Weg von den Wittelsbacher Königsschlössern, zurück nach Füssen, Innenstadt. Die Stadtgeschichte begann schon mit den Römern, später, unter Kaiser Maximilian I., erblühte der Ort dann endgültig. Erhaben liegt am Hochufer des Lech die Barockanlage des ehemaligen Bendiktinerklosters St. Mann. Der Gebäudekomplex, dessen Geschichte sich bis ins achte Jahrhundert zurückverfolgen lässt, beherbergt auch das Museum der Stadt Füssen. Und das Museum wiederum beherbergt die einzigartige Barock-Bibliothek von St. Mann, in ihrer außergewöhnlichen ovalen Form. „Das ganze Stift ist wegen seiner Bauart merkwürdig. Die Kirche, das Refektorium, die Küche, alles verdient beobachtet zu werden und es hat was Außerordentliches an sich, dass auf so einem kleinen, unebenen Platz so schöne Bauordnung angebracht worden ist.“ So stand es 1788 im Reisebericht eines Andechser Paters; Füssen verweist auf seiner Internetseite gern darauf.

 

Stadt des Geigenbaus

Wertvoller Museumsschatz sind auch die vielen Lauten und Geigen. Keine beliebigen Exponate indes, sondern Instrumente, die Geschichte geschrieben haben. In Füssen begann Europas gewerbsmäßig betriebener Lautenbau. Die Ursprünge reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Zwischenzeitlich kamen auf 2.000 Einwohner um die zwanzig Lautenbauwerkstätten.

Fünf Geigenbauer wieder aktiv

Die Bedingungen waren günstig: Aus den umliegenden Wäldern kam das gute Erlen- und Ahornholz und sowohl der Lech als auch die Via Claudia Augusta dienten als Transportweg für das Holz. Von hier verteilte sich die Saiteninstrument-Erfahrung über den Kontinent. Man geht davon aus, dass in den Kulturmetropolen Venedig und Padua im 16. und 17. Jahrhundert rund zwei Drittel aller Lautenmacher ihre Wurzeln in Füssen hatten. Später gab es eine ganze Weile keinen Lauten- und Geigenbau vor Ort, inzwischen sind wieder fünf Geigenbauer und ein Zupfinstrumentenbauer aktiv.