© Susanne Sigl
Hans Sigl im Interview mit Tobias Hennecke

Wo der Bergdoktor Hans Sigl sonst noch praktiziert

Seit 2008 ist Hans Sigl der „Bergdoktor“ in der beliebten ZDF-Serie und so kam der gebürtige Österreicher auch zum Golfsport. Nach Drehschluss ist der Schauspieler meist sportlich unterwegs – so kann er am besten abschalten. Eine Runde Golf gehört dabei zu seiner Lieblingsbeschäftigung. Tobias Hennecke sprach mit dem „Bergdoktor“ aus Ellmau über Klischees, innere Ruhe und mentale Gesundheit.

Herr Sigl, Sie hatten die Gelegenheit, beim Pro-Am-Turnier der BMW International Open an den Start zu gehen - wie war diese Erfahrung für Sie?

Es war extrem aufregend und spannend zugleich. Wir hatten Glück, dass unser Professional - Thorbjørn Olesen - sehr kommunikativ war, dadurch bekamen wir einen tiefen Einblick in die Turniervorbereitung eines Golfers auf diesem Niveau. 18 Löcher mit einem Star wie Olesen zu spielen, ist ungefähr so, wie wenn man einen Bruchteil einer Sekunde neben einem Skifahrer auf der Streif herfährt - kurz gesagt: Man ist nur beeindruckter Beobachter, wenn die Abschläge bei 300 Meter in der Mitte des Fairways landen. Es war einfach ein toller Tag und eine Bereicherung für mein eigenes Spiel.

Wie bauen Sie die zeitintensive Sportart Golf in Ihren stressigen Alltag ein?

Es ist natürlich eine Herausforderung, aber ich nutze oft die Zeit nach Drehschluss, zumindest um noch neun Löcher zu gehen. Nach neun Löchern ist der ganze Stress - wie durch einen Scheibenwischer - verflogen. Auf der anderen Seite merke ich nach anstrengenden Drehtagen, dass ich die ersten Löcher nicht so gut performe, wie wenn ich mich entspannt auf die Runde vorbereiten kann. Hier sehe ich klare Parallelen zu unserem Beruf als Schauspieler. Je weniger man vom Spiel will, desto besser wird es meistens. Dennoch nutze ich diese zwei Stunden, um mental abzuschalten. Und wenn es im Sommer bis 21 Uhr hell ist, gehe ich fast täglich auf den Golfplatz.

Wie kamen Sie zum Golfsport?

Richtig angefangen habe ich vor 14 Jahren, fast zeitgleich mit den Bergdoktor-Dreharbeiten in Ellmau. Mit dem Drehort kam auch der wunderschöne Golfclub Wilder Kaiser zu mir. Ich muss sagen, dass ich das Klischee des Golfsports natürlich im Kopf hatte: Golf spielen nur ältere und vor allem reiche Herren. Heute bin ich froh, dass sich der Golfsport im Wandel befindet und wir immer mehr Kinder und Jugendliche auf den Plätzen antreffen.
Ich glaube durchaus, dass der Golfsport bei Jugendlichen in der Pubertät ein wichtiger Bestandteil sein kann. Die Teenager sind in dieser Phase ihres Lebens oft sehr zerstreut und verlieren den Blick auf das Wesentliche. Bei einer Runde Golf können sich die Jugendlichen wieder fokussieren und alles Unwichtige für eine gewisse Zeit vergessen.
Ich bin der Meinung, je früher man anfängt, Golf zu spielen, umso besser ist es. Es ist auf allen Sinnen und Ebenen dem Geist zuträglich.

Würden Sie also sagen, Golf ist als Sportart unterschätzt?

An der Oberfläche sieht man natürlich nur, dass jemand eine kleine weiße Kugel über den Platz schlägt, ihm hinterherläuft und in einem kleinen Loch versenkt, aber dahinter steckt so viel mehr. Neben den sportlichen Fähigkeiten lernt man beim Golf auch Werte wie Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Respekt. Außerdem bekommt man einen Rundumblick für den Ablauf; wer ist wann dran, wo stelle ich mein Golfbag ab und so weiter. Die Fähigkeit der Aufmerksamkeit kommt mir natürlich auch beim Schauspiel zugute. Viele sind immer auf der Suche nach Achtsamkeit und der inneren Ruhe - denen kann ich nur sagen: “Geht auf den Golfplatz, da findet ihr das alles!”

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Neugolfern, die vorher sehr skeptisch gegenüber Golf waren?

Ich erlebe es oft, wenn Schauspieloder Musikerkollegen mal mit auf der Driving Range waren, dass sie über Muskelkater klagen und mir dann gestehen, dass sie ihre Vorurteile nochmal überdenken müssen. Mit der Serie Bergdoktor ist es ähnlich. Bergdoktor und Golf haben in der Wahrnehmung das gleiche Problem und wenn man die Serie gesehen oder das Spiel gespielt hat, ist man anderer Meinung. Viele denken, es sei total spießig, aber es ist extrem cool! Mittlerweile konnte ich schon viele mit dem Golfvirus infizieren - selbst die ganze Familie spielt, auch wenn sie meinen Ehrgeiz oft belächeln.

Betreiben Sie andere Sportarten, um ihre mentale Gesundheit zu stärken?

Ja, das, was man braucht, um auf dem Golfplatz fit zu sein. Spaß beiseite - ich gehe gerne ins Fitnessstudio, schwimme viel und fahre Fahrrad in den Bergen. Ich bin in den letzten Jahren dem Golfsport sehr verfallen und habe dort auch einen gesunden Ehrgeiz entwickelt.

Setzen Sie sich selbst unter Druck, gut Golf zu spielen?

Nein. Für mich ist Golf ein Sport für mentale Gesundheit und ich liebe die Bewegung an der frischen Luft und in der Natur. Ich sehe es auch ganz oft bei Anfängern, welchem Druck sie sich selbst aussetzen. Viele haben das Gefühl, schon nach kurzer Zeit mit den Erfahrenen mithalten zu müssen. Dabei ist es im Golf ja das Schöne, dass wir alle einen Handicap-Index haben und wir uns dadurch miteinander messen können – so kann ich auch mit einem Profi wie Thorbjørn Olesen mitspielen – und Erfolg haben.

Haben Sie einen Tipp für Amateurgolfer beziehungsweise Einsteiger?

Man sollte immer versuchen, die Golfrunde zu genießen, aber ein Punkt hat mir wirklich weitergeholfen: das Aufschreiben der benötigten Putts während einer Runde. Erst dann wusste ich, wie viele Schläge ich auf den Grüns benötige und weiß, wo ich mich verbessern kann. Ich beobachte es immer wieder auf dem Übungsgelände, die Abschlagsplätze sind gut besucht, aber das Chipping- und Putting-Grün ist immer leer und da verlieren die meisten Amateure ihre Schläge.

Gibt es einen Lieblingsplatz, auf dem Sie besonders gerne unterwegs sind?

Lacht. Das ist wie mit der Frage nach der Traumrolle - natürlich immer der Platz, den man gerade spielt. Aber wir haben in Bayern natürlich schon sehr schöne Golfplätze. Von Egmating über Wörthsee bis hinüber nach Reit im Winkl sind da einige Highlights dabei.

Welchem Star würden Sie auf dem Golfplatz gerne mal über die Schulter schauen?

Tatsächlich ist Phil Mickelson für mich immer ein ganz Großer des Sports gewesen - der ist leider gerade in einer schwierigen Findungsphase. Ich würde aber gerne mal bei den deutschen oder österreichischen Stars wie Matti Schmid, Martin Kaymer oder eben Matthias Schwab über die Schulter schauen. Hier kann man so viel lernen und auf sein eigenes Spiel übertragen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Der Bergdoktor und Golf haben in der Wahrnehmung das gleiche Problem und wenn man die Serie gesehen oder das Spiel gespielt hat, ist man anderer Meinung. Viele denken, es sei total spießig, aber es ist extrem cool!

ÜBER HANS SIGL

Einem breiteren Publikum bekannt wurde der österreichische Schauspieler durch die TV-Krimiserie SOKO Kitzbühel, in der er von 2001 bis 2006 als Major Andreas Blitz zu sehen war. Neben der Film- und Theatertätigkeit ist Sigl auch als Kabarettist mit eigenem Soloprogramm und der Bühnenshow Hintze und Sigl aktiv. Seit 2008 spielt er die Titelrolle Martin Gruber in der Serie „Der Bergdoktor“. Die beliebte Serie erreicht regelmäßig rund 6 Millionen Zuschauer. Mit der Schauspielerin Katja Keller hat er einen Sohn. Seit Juni 2008 ist Sigl mit der Musikerin und Fotografin Susanne Kemmler (jetzt Sigl) verheiratet und lebt mit ihr in Bayern. WWW.HANSSIGL.DE